Ausbildung: ja – finanziell unabhängig: nein
Geringes Gehalt, vorzeitiger Abbruch der Ausbildung und Druck am Arbeitsplatz – so sieht die Welt der Azubis in Deutschland im Jahr 2016 aus. Das Internetportal ausbildung.de hat 2180 Azubis über ihre Situation als Auszubildende befragt und den azubi.report 2016 jetzt veröffentlicht.
Hier die Ergebnisse in Kürze: Der deutsche Azubi ist durchschnittlich 20 Jahre alt und mit insgesamt 57,7 Prozent zunehmend weiblich. Die wichtigsten Branchen sind mit 26 Prozent das Handwerk und der Handel mit 21 Prozent gefolgt von Tourismus und Gastronomie mit je elf Prozent. IT, Büro & Personal mit sieben Prozent liegen zusammen mit den Naturwissenschaften sowie Steuern & Finanzen (beide sechs Prozent) am Ende der Beliebtheitsskala.
Traumjob: Interesse und Beruf in einem
Rund Dreiviertel der Befragten wünschen sich einen Ausbildungsplatz, an dem sie ihre Interessen mit dem Beruf vereinen können. Das Gehalt spielt bei der Entscheidung zunächst eine untergeordnete Rolle. Und doch stellt sich das niedrige Gehalt in vielen Branchen am Ende als eines der größeren Probleme heraus. Azubis im Handwerk – die Branche, in der die meisten Azubis beschäftigt sind – müssen mit rund 500 Euro im Monat auskommen. Das reicht den wenigsten. Sie haben einen Job, aber kein Auskommen. 71 Prozent der Azubis können nicht von ihrem Gehalt leben, rund 60 Prozent müssen zusätzlich finanziell von der Familie unterstützt werden. In Sachen Gehalt gibt es eine Zweiklassengesellschaft: Auszubildende in den Branchen IT, Elektrotechnik und Naturwissenschaften verdienen rund 1.000 Euro und mehr im Monat. Ein Azubi im Handwerk oder im Handel verdient nicht mal die Hälfte davon. Ist das geringe Auskommen ein Grund für die mit rund 40 Prozent hohe Abbrecherquote? Oder sind es eher falsche Erwartungen, strukturelle Probleme, die mangelnde Betreuung in der Ausbildung, weshalb Azubis ihre Ausbildung nicht beenden.
Gründe für den Abbruch
24,7 Prozent würden ihren Ausbildungsberuf nicht weiterempfehlen. Als Gründe nennen sie den Druck am Arbeitsplatz (37,4%), niedriger Verdienst (36%), das Gefühl der geringen Wertschätzung trotz harter Arbeit (32,3%) und unbezahlte Überstunden (18,2%).
Fachabiturienten schreiben die meisten Bewerbungen
Trotz des guten Ausbildungsmarktes haben Fach-Abiturienten nicht die besten Chancen auf einen Job. Sie schreiben mit 24 Bewerbungen durchschnittlich die meisten. Realschüler mit 12 Bewerbungen die wenigsten. Hauptschüler haben nach 20 Bewerbungen einen Job in der Tasche. Bei der Ausbildungsplatzsuche nutzen viele das Internet (57,7%). 50 Prozent der Schüler fanden darüber ihren Ausbildungsplatz.
Und wie geht es nach der Ausbildung weiter? 82 Prozent führen ihren Job fort. 18 Prozent suchen sich entweder eine andere Ausbildung (64,4%) oder haben die Ausbildungszeit genutzt, um auf einen Studienplatz zu warten (22,9%). Weitere Infos unter http://www.ausbildung.de/azubi-report/