Vorsätze haben Tradition. Und sind oft begleitet von schlechtem Gewissen, weil es mal wieder nicht so läuft, wie man es sich an Neujahr vorgenommen hat. Was also kann man tun, damit es dieses Mal anders läuft? Welche Wege führen aus der Vorsatz-Falle?
Peter M. Gollwitzer, Professor im Fachbereich Psychologie an der Universität Koblenz meint, die Stärke der Zielsetzung („Ich will wirklich!“) und die Zielrealisierung korrelieren, dies jedoch nur sehr schwach. Zum sicheren Erreichen des Ziels müsse man den Neujahrsvorsatz mit Plänen ausstatten, wie man das Ziel erreichen will. Am besten ist es, wenn diese Pläne genau festlegen, wann, wo und wie man handeln will. Er spricht von Wenn-Dann-Planung.
Wenn-Dann-Plan als Zauberformel
Gollwitzer nennt ein Beispiel: Jemand hat sich zum Ziel gesetzt, nur noch Treppen anstelle von Aufzügen zu benutzen. Der Plan lautet: Jedes Mal wenn ich vor einem Aufzug stehe, dann drehe ich um und benutze das Treppenhaus. Durch den Plan sortiere ich schon vorher aus, wie ich mich in der kritischen Situation verhalten will. Als Konsequenz wird die zielführende Handlung in der kritischen Situation automatisch ausgeführt, weil ich es schon vorher entschieden habe. Ich mache es einfach. Ohne nachzudenken. Das funktioniert auch in schwierigen Situationen, beispielsweise im Umgang von Mitarbeitern mit ihren Vorgesetzten. Ein Mitarbeiter muss mit seinem Vorgesetzten über eine unangenehme Sache reden. Hier hilft es dem Mitarbeiter, wenn er sich selber sagt: „Wenn ich meinen Chef das nächste Mal sehe, dann spreche ich ihn sofort auf das Problem an!“ Er kann die Sache solange auf sich beruhen lassen, bis er den Chef trifft. Und dann kann er auch gleich loslegen und muss sich nicht erst überlegen, ob und wie er das Thema jetzt ansprechen soll oder ob er auf eine bessere Gelegenheit warten will.
Neue Erkenntnis in der Psychologie
Bislang ging man in der Psychologie davon aus, dass eine bestimmte Handlung über eine bestimmte Zeitdauer in der gleichen Situation wiederholt ausgeführt werden muss, damit eine enge Verknüpfung zwischen Situation und Handlung zustande kommt, also eine Gewohnheitsbildung. Dass man diese mühevolle Gewohnheitsbildung umgehen kann, indem man in Gedanken die kritische Situation mit der zielführenden Handlung verknüpft ist schon erstaunlich. Gollwitzer hat diese Verknüpfung in zahlreichen Experimenten nachgewiesen. Planen, das belegen seine Studien in den Altersklassen Schulkinder bis 85-Jährige, setzt psychologische Prozesse in Gang. Immer wenn die Testpersonen das Handeln mit einer Planung verbunden haben, hat die Handlung funktioniert. Sonst eher nicht.
Patentrezepte gegen Vorsatz-Fallen
Erstens: Vorsatz-Fallen begegnet man am besten mit Planung. Vor allem wenn einem ein Ziel besonders wichtig ist und man gleichzeitig befürchten muss, dass auf dem Weg zum Ziel einiges schiefgehen könnte. Wenn beispielsweise das Anfangen schwierig werden dürfte oder das Durchhalten. Hat man ein Ziel als für sich verbindlich übernommen, tritt bei Hindernissen ein spontanes „fighting back“ ein, welches das Durchhalten erleichtert. Zweitens: Das Ziel muss machbar sein. Ist es das nicht, ist also das Erreichen des gesteckten Zieles völlig illusorisch, gibt man bei den ersten Schwierigkeiten auf. Drittens: Mit erlittenen Rückschlägen konstruktiv umgehen. Leute beispielsweise, die etwas ändern wollen und rückfällig werden, sollten weniger selbstkritisch mit sich umgehen – die Forschung zeigt, dass schon der zweite Anlauf besser, der dritte noch besser wird und sich das gewünschte Ergebnis früher oder später ganz einstellt.